Zeppelinangreb 21. marts 1915 Paris/de

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Der Luftangriff auf Paris

Von der Schweizer Grenze, 21. März. (Priv.-Tel.)

Der heute Nacht erfolgte Luftangriff auf die Stadt Paris wird voraussichtlich den von der deutschen Heeresleitung angekündigten Zweck erfüllen, denn er hat die ganze Bevölkerung der französischen Hauptstadt mitten in der Nacht in eine gründliche Panik versetzt. Die Bombenexplosionen erfolgten in der ganzen Ausdehnung des Pariser Stadtbildes einschließlich der westlichen und nordwestlichen Vororte. Die Bevölkerung wurde um so mehr überrascht, als die Regierung nicht den Mut hatte, den wahren Grund des Luftangriffs auf Calais bekanntzugeben. Die heute in der Schweiz eingetroffenen Pariser Zeitungen von gestern, Samstag, Abend enthalten zahlreiche Einzelheiten über die Wirkung des Angriffes auf Calais, aber die Zensur hat die offizielle deutsche Mitteilung, daß es sich dabei um eine absichtliche Vergeltung für den französischen Luftangriff auf die offene Stadt Schlettstadt handele, vollständig unterdrückt. Offenbar wagte es die Regierung nicht, vor dem französischen Publikum diese gegen eine elsässische Stadt begangene Gewalttat einzugestehen.

Über die Wirkung des Luftangriffs auf Paris liegen folgende Havas-Meldungen vor:

Paris, 21. März.

Heute früh gegen 1.20 wurde ein "Zeppelin" gemeldet. Die von den Militärbehörden vorgeschriebenen Maßnahmen wurden ausgeführt. Die Feuerwehrleute warnten die Bevölkerung mit Trompetensignalen. Fast unmittelbar darauf herrschte in der Gegend von Paris Dunkelheit.

Paris, 21. März.

Ein "Zeppelin" warf zwei Bomben auf Paris. Eine dritte Bombe verursachte in dem Vorort Neuilly-sur-Seine einen Brand.

Paris, 21. März.

Die aufgefundenen Geschosssplitter scheinen von Flugzeugbomben herzurühren, indessen wurden sie von Luftschiffen, zwei an der Zahl, aus geschleudert. In der Rue des Dames verursachte ein Geschoß einen unbedeutenden Brand, der nur das Dach eines Gebäudes beschädigte. In der Passage Desire beim Bahnhof Ouest-Ceinture wurde ein Brandausbruch rasch erstickt. In St. Ouen geriet ein Strohhaufen in Brand. Sieben in Asnières ausgeworfene Bomben bewirkten ziemlich bedeutenden Materialschaden. Drei Personen wurden leicht verletzt. In Courbevoie trafen die Bomben zwei Arbeiter, einer wurde ernstlich verletzt. In Levallois-Perret stürzte ein Pavillon ein und begrub zwei junge Leute unter sich, die aber mit einfachen Kontusionen geborgen werden konnten. In der Rue de Proccart hatte eine Bombe einen Brand zur Folge. Um 4.30 Uhr war jede Gefahr behoben.

Weiter veröffentlicht Havas folgenden Trostbericht:

Zwischen 1.15 und 3 Uhr früh kamen vier Luftschiffe in der Richtung auf Paris. Sie kamen aus der Gegend von Compiègne her und flogen dem Oise-Tale entlang. Zwei von ihnen wurden gezwungen, vor ihrer Ankunft über Paris kehrt zu machen. Die beiden anderen, die von der Verteidigungs-Artillerie angegriffen wurden, überflogen nur die Quartiere und die Peripherie im Nordwesten von Paris und in der Umgebung der Vororte. Sie zogen sich zurück, nachdem sie etwa zwölf Bomben abgeworfen hatten, von denen einige nicht platzten. Der Materialschaden ist nicht bedeutend. Sieben oder acht Personen wurden getroffen, eine ernster. Verschiedene Verteidigungsposten gegen die Flugzeuge eröffneten das Feuer auf die "Zeppeline", die von den Scheinwerfern ständig beleuchtet wurden. Ein "Zeppelin" scheint getroffen zu sein. Kleine Flugzeuggeschwader nahmen an der Aktion teil, indessen war ihnen der Nebel bei der Verfolgung hinderlich. Der "Zeppelin"-Raid über Paris ist vollständig mißlungen. Die Pariser Bevölkerung war außerordentlich ruhig. Während ihres Rückfluges warfen die "Zeppeline" auf Compiègne zwölf Zündbomben, die unbedeutenden Materialschaden anrichteten. Zwei andere Bomben fielen ergebnislos in Ribecourt und Drelincourt nieder, nördlich von Compiègne.

Die Militärbehörden veröffentlichen folgende Note:

"Als in der letzten Nacht die "Zeppeline" gemeldet wurden, ergoß sich eine große Menge von Neugierigen in die Straßen von Paris. Es wird den Einwohnern empfohlen, im Falle eines neuen Alarms daheimzubleiben, da sie andernfalls riskieren, nicht bloß von Zeppelinbomben, sondern auch von Geschoßsplittern unserer Artillerie und der französischen Flugzeuge getroffen zu werden."

Wieder Luftschiffe über Paris und Calais

Paris, 23. März (Priv.-Tel.)

Havas meldet:

Gestern abend 9 Uhr wurde Paris neuerdings alarmiert. Es waren Luftschiffe von Creil und Villers-Cotterêts (zwei Vororte der Hauptstadt) signalisiert worden. Sofort wurden die nötigen Vorsichtsmaßregeln getroffen und die Beleuchtung unterbrochen. Die vielen noch auf den Straßen befindlichen Spaziergänger begaben sich auf die freien Plätze, um die Luftschiffe zu sehen. In den französischen Linien wurde ein Zeppelin signalisiert, der auf Villers-Cotterêts Bomben abwarf. Um 10.40 Uhr war der Alarm für Paris beendigt.

Berlin, 23. März.

Wie der "Täglichen Rundschau" aus dem Haag gemeldet wird, wurde die Zahl der über Paris abgeworfenen Bomben nunmehr auf über 45 festgestellt. Neun Häuser sollen vernichtet sein.

London, 23. März. (W. B.)

"Daily Mail" meldet aus Nordfrankreich vom 21. März:

Calais wurde am 22. März abends zum dritten Mal von einem deutschen Luftangriff heimgesucht. Genau um Mitternacht wurden die Schläfer durch schweres Kanonenfeuer geweckt. Die Scheinwerfer spielten nach allen Richtungen. Kleine Flammenkegel, die in der Luft wahrgenommen wurden, zeigten die Stellen an, wo die Geschosse explodierten. Das Feuer dauerte etwa 20 Minuten, worauf alles ruhig wurde und die Scheinwerfer erloschen. Das Luftschiff wurde vertrieben, ehe es über die Stadt gelangte. Bomben hatte es nicht abgeworfen.

Noter

Vistnok hærluftskibene Z X, Z XII og LZ 35.