L 19/de

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'L 19 ist dort gelandet?' Peter Strasser presste den Hörer an die Ohrmuschel. 'Gut! Dann bitte ich den Kapitänleutnant Loewe an den Apparat!' Der Kommandeur betrachtete aufmerksam die vor ihm liegenden Wetterkarten. Seit Mitte Oktober haben wir nur immer Aufklärung gefahren, und jetzt ist Mitte Januar! Er stiess wütendmit dem Bleistift auf das Papier. Da meldete sich Kapitänleutnant Loewe.

'Hier Strasser! So, - Loewe, also gut angekommen mit Ihrem neuen Schiff? Wir var denn das mit Dresden?' Er blickte abwesend zum Fenster. 'Immer wieder Motorschwierigkeiten? Die 240 PS HS-Lu-Motoren taugen eben nichts, jedenfalls solange sie aus diesen Kinderkrankheiten nicht heraus sind! Ja, - ich bin durch die Durchschläge im wesentlichen über den Vorgang unterrichtet. Der Motorenbau hat Ihnen gebohrte Ventilteile nachgeliefert, damit bei einem Bruch der Feder das Ventil nicht in den Zylinderraum fallen kann. Wie hat sich das bewährt?' Er wippte den Bleistift auf dem waagrechten Zeigefinger und legte ihn mit einem Ruck hin, als er sich bei diesem Spiel ertappte. 'So, - na, - das wäre ja erfreulich, und langsam wirklich an der Zeit. - Und Ihre Fahrt nach Tondern hat geklappt? Das ist die Hauptsache! So,- zuletzt wurde es ungemütlich it reichlichem Nebel? Hier war es auch nicht besser. - So, erst ab Lübeck?' Er lachte wor sich hin: 'Liegt ja nicht unmittelbar auf dem roten Strich! Nee, nee, - kein Vorwurf, lieber Loewe, - mussten doch auch mal Ihrer Familie winken. Versteh sich, - und schliesslich galt die Fahrt auch der Überprüfung Ihrer Motoren. - War wenigstens die Familie zu Hause? - So, sie haben eine Schleife über Ihrem Haus gefahren? In 180 Meter? Da konnten Sie wohl Ihre Frau im Schnee stehen sehen...' Er nichte vor sich hin, mit einem Lächeln, in dem etwas von ferner Wehmut war. '... Was, sogar Ihre Kinder? Da haben Sie wohl tüchtig gewinkt! Das ist recht!' Seine Hand fuhr sich über das Gesicht, das mit einem Male wieder Streng war. 'Ihr L 19 ist also fahrtbereit? Gut! Trauen Sie Ihren Maschinen auch die Anforderungen einer Angriffsfahrt zu? Überlegen Sie sich das in aller Ruhe. Sprechen Sie noch einmal mit Ihrem Maschinisten darüber. Köppen ist ja ein zuverlässiger Mann. Ich drenge Sie nicht, mitzumachen...' Er hielt inne und sagte dann mit fester Stimme: 'Bei gleichbliebender Wetterlage steigen morgen alle verfügbaren Luftschiffe zum Angriff auf Mittel- und Südengland auf. Ziel möglichst das Industriegebiet um Sheffield, Nottingham, Derby, Hanley und, wenn möglich, auch Manchester. Ich bin an Bord L 16. Aufsteigen so, dass bei Dämmerung die engliche Küste erreicht ist. Angriffsbefehl folgt morgen.'

'Zu Befehl, Herr Kapitän!' Das klang so laut, dass Peter Strasser die Hörmuschel vom Ohr nehmen musste. Lächelnd hängte er ein. 'L 19 ist mit dabei, wie ich den Loewe kenne! - Muss auch dabei sein...' Er starrte nun schon wieder ernst auf die Papiere. 'Ja, Wendt, wir können kein Schiff entbehren, und ich muss froh sein, wenn ich morgen 9 L-Schiffe zusammenkriege statt bisher höchstens 4 oder 5.'

'Am 9./10. August waren es 7,' warf der Adjudant ain, - damals als es Peterson erwischte als Ersten mit seinem L 12.'

'Das Schiff war hin, aber Peterson hatte Besatzung und sogar die Motoren gerettet: Wirklich eine ausgezeichnete Leistung!'

'Die Angriffe werden gefährlicher,' sagte Kapitänleutnant Wendt.

'Damit habe ich von Anfang an gerechnet. Wo früher eine Batterie schoss, scheinen jetzt 5 zu stehen. Sie schiessen auch besser, und die Scheinwerfer haben sich eingearbeitet.'

'Ich halte vor allem die Flieger für recht gefährlich!'

'Nun, - Breithaupt ist mit vieren fertig geworden.'

'Allerdings unter dem Opfer allen Ballastes ist er über sie gestiegen.'

'Man müsste das auch künftig versuchen.'

'Dem LZ 37 ist es aber scheinbar nicht mehr gelungen.'

'Ich habe den Berich des Steuermanns neulich gelesen. Er ist ja der einzige Überlebende. Danach hat LZ 37 gar nicht mehr den Versuch gemacht, den angreifenden Flieger zu überhöhen. Es muss sofort in Brand geraten sein.'

'Und wie hat sich der Mann gerettet?'

'Er warf sich auf den Gondelboden, weil er die Glut über sich nicht mehr aushalten konnte. Die Gondel brach ab, stürtzte auf ein Kloster, brach durchs Dach aund warf den Steuermann heraus, gerade in ein Bett, aus dem eben eine Nonne aufgestanden war. So blieb er am Leben!' Er hielt kurz inne. 'Gefährlicher ist die Sache schon geworden, aber die Hauptsache ist, dass viele tausend Mann und Geschütze durch uns Luftschiffer in England festgehalten werden und somit der Westfront verloren gehen. 19 Luftschiffangriffe sind 1915 gefahren worden, und das britische Inselreich hat auf diese Weise immerhin über 1000 Bomben erhalten. Das ist ein Erfolg, mit dem wir ganz zufrieden sein können!' Er sah den Adjudanten an. 'Man darf im Krieg nicht weich werden!' sagte er dann und wendete sich mit einem Rück seiner Arbeit zu.

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